Der alte König in seinem Exil // von Arno Geiger

SPIEL Jaap Achterberg | REGIE Klaus Henner Russius

Textfassung Brigitta Soraperra

Koproduktion sogar theater Zürich  und ThiK Theater im Kornhaus Baden


Mit «Der alte König in seinem Exil» hat Arno Geiger eines der schönsten Bücher über Alzheimer geschrieben. Sein autobiographischer Bericht ist ein ergreifendes Dokument über seinen Vater, das nicht nur von der dunklen Seite der Demenz berichtet.

Was ist wichtig? Was macht unser Leben lebenswert? Arno Geiger erzählt von seinem Vater, dem die Erinnerungen langsam abhanden kommen, dessen Orientierung in der Gegenwart sich auflöst. Offen, liebevoll und heiter beginnt er seinen Vater von neuem kennenzulernen; geht mit ihm durch die Landschaft, in der sie beide ihre Kindheit verbracht haben, hört auf seine nur scheinbar sinnlosen und oft so wunderbar poetischen Sätze, erzählt von Gegenwart und Vergangenheit des Vaters und der eigenen Kindheit im Dorf. Ein lichter, lebendiger, oft auch komischer Bericht über ein Leben, das es immer noch zutiefst wert ist gelebt zu werden und das sich vielleicht nur wenig unterscheidet von dem Leben, das wir alle tagtäglich führen. So schreibt Arno Geiger: «Da mein Vater nicht mehr über die Brücke in meine Welt gelangen kann, muss ich hinüber zu ihm. Dort drüben, innerhalb der Grenzen seiner geistigen Verfassung, jenseits unserer auf Sachlichkeit und Zielstrebigkeit ausgelegten Gesellschaft, ist er noch immer ein beachtlicher Mensch, und wenn auch nach allgemeinen Masstäben nicht immer ganz vernünftig, so doch irgendwie brillant.»

Arno Geigers Text lebt von der sorgfältigen Sprache, die seine eigene Betroffenheit und seine Annäherung an die Krankheit Alzheimer präzis und berührend formuliert. Geigers Text verschönt nicht, ist vielmehr tröstlich, liebevoll und nie verletzend. In den eingeflochtenen kommentarlos präsentierten, knappen Dialogen zwischen Vater und Sohn erhalten wir als Zuschauer zudem die Möglichkeit, uns ein eigenes Bild vom Vater August Geiger zu machen.

Die Textfassung von Brigitta Soraperra hat trotz Kürzung und Raffung diese beiden Stränge beibehalten.    > siehe Spielplan


ZUR UMSETZUNG

Geigers Buch ist eine Ich-Erzählung eines Sohnes über seine Beziehung zum Vater und dessen altersbedingten Krankheitsprozess. Dies hat dazu bewogen, es als Monolog, als sogenanntes Erzähltheater auf die Bühne zu bringen, in der Tradition eines «Michael Kohlhaas» nach Kleist, dargestellt von Klaus Henner Russius in der Regie von Enzo Scanzi (1994) oder «Das Nibelungenlied» in der gleichen Besetzung (1996), sowie auch «Die Pest» nach Albert Camus, «Oberst Chabert» von Honoré de Balzac, «Jakob der Lügner» von Jurek Becker, sowie «Die Geschichte von Herrn Sommer» von Patrick Süskind, alle inszeniert von Klaus Henner Russius mit Jaap Achterberg als Erzähler/Spieler (1998 - 2010).

 

Geigers dokumentarisches Buch wurde auf eine Spieldauer

von siebzig Minuten komprimiert.

PRESSESTIMMEN

«Viel Beifall für ihn, der die dramatische Veränderung, die eine Alzheimer-Erkrankung für Beziehungen bedeutet, so scheinbar einfach vermittelt.» Göttinger Tageblatt 10.09.2012


«Wenn es dunkel wird, kommt die Angst. Da irrt der Vater rat- und rastlos umher wie ein alter König in seinem Exil.» Solche Sätze, welche die Brutalität der Krankheit so treffend charakterisieren, berühren einen in der Unmittelbarkeit der Theatersituation noch viel stärker als bei der Lektüre des Buchs.

Neue Zürcher Zeitung


Bild: Christian Affolter
Bild: Christian Affolter
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